„Püppchen“-Aufführung soll vorbeugen und frühzeitig auf Essstörungen aufmerksam machen

Ruth Rothenberger hörte am Donnerstag Sätze, die ihr sehr vertraut vorkamen, sah Szenen und Gefühlsausbrüche, die sie kennt – nur dass die Therapeutin der Caritas-Beratungsstelle in der Theaterwerkstatt nicht mit Betroffenen arbeitete, sondern sich ein Theaterstück zum Thema Essstörungen ansah: „Püppchen“.

SCHWÄBISCH GMÜND (bt).Das Stück sei stimmig, so ihr anschließendes Urteil, zugeschnitten aufs junge Publikum. Essstörungen seien nunmal untrennbar mit Gefühlschaos verbunden. Mit Einsamkeit, Traurigkeit, Enttäuschung, mit Wut, die hochkocht. All das finde sich in diesem Stück rund um zwei junge Frauen mit Essstörungen, die all die Konflikte, die eigentlich auf der psychischen Ebene ausgetragen werden müssten, über ihren Körper auslebten.

Dr. Ullrich Brickwedde nannte Essstörungen eine schwerwiegende Krankheit; Zugang zu finden sei zudem problematisch. Im „Netzwerk Essstörungen im Ostalbkreis“, NEO, haben Beratungsstellen‚ Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen sowie Kliniken ihre Kräfte gebündelt, um Betroffenen rasch und effektiv Unterstützung zu bieten – was im stationären Bereich längst Standard ist, konnte in diesem Pilotprojekt erstmals ambulant angeboten werden. Brickwedde würdigte das komplexe Behandlungsangebot und die verbesserte Behandlungsqualität, machte aber auch deutlich, wie entscheidend es ist, früh anzusetzen. Deshalb sei ja die Prävention so wichtig, ebenso eine „niedere Eingangsschwelle“: Werde nicht frühzeitig therapiert, sei die stationäre Betreuung unvermeidlich. Voraussetzung für dieses Angebot ist ein integrierter Versorgungsvertrag zwischen NEO und der AOK – für die gestern Michael Svoboda begrüßte. In der Nachbereitung wurde mit spielerischen Mitteln reflektiert und diskutiert, was im Theaterstück so aus dem Leben gegriffen thematisiert wird. „Püppchen“ ist ein Theaterstück zur Prävention bei Essstörungen für Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse. Schulklassen, die Interesse haben, können sich unter info@mein-neo.de melden. Weitere Infos zum Thema gibt es auf der Homepage www.mein-neo.de

© Remszeitung 21. November 2013