Nach drei Jahren ziehen die Partner eine positive Bilanz des Netzwerkes Essstörungen
Josef Bühler würde den 100-seitigen Vertrag sofort wieder ausarbeiten und unterschreiben. Der stellvertretende AOK-Geschäftsführer ist überzeugt, dass das im Jahr 2005 gegründete Netzwerk Essstörungen im Ostalbkreis (NEO) sich dreifach bezahlt gemacht hat: Für die Patientinnen, die Ärzte und Therapeuten und für die Krankenkasse.
In diesem Netzwerk arbeiten Beratungsstellen, Ärzte, Therapeuten, Kliniken und Suchtexperten Hand in Hand. Wer sich als Patient(in) auf NEO einlässt, erlebt abgestimmte Kombination aus ambulanten Einzel- und Gruppentherapien, Ernährungsberatung und Begleitung. „Das Konzept liegt zwischen stationärer und ambulanter Behandlung und erspart dem Patienten die Erfahrung, dass in der Klinik vieles klappt, was im Alltag später nicht mehr funktioniert“, schildern Psychologin Annegret Drescher sowie der Neurologe und Psychiater Martin Seiler. Suchtberater Berthold Weiß findet es gut, dass der Drehtür-Effekt unterbrochen wird – das oft jahrelange Schwanken der Patientinnen zwischen Behandlung und anschließendem Scheitern, das zur erneuten Behandlung führt. NEO könne helfen, besser mit dem Problem Essen umzugehen. „Das Lebensmittel wird nicht mehr als Feind empfunden, eine Mahlzeit ist nicht mehr angstbehaftet“, bestätigt eine Betroffene, die zu den ersten Patientinnen mit NEO-Erfahrungen gehört und, weil sie besonders die Gruppentherapie so gut fand, jetzt sogar eine Selbsthilfegruppe gründen will.
Was wiederum die Drehtür bremse, der Patientin nütze und Geld sparen helfe, sagt Josef Bühler und rechnet vor, dass die übliche Einzeltherapie-Behandlung von Essstörungen pro Jahr 20 000 Euro koste. Die intensive Betreuung in dem gemeinsam mit Dr. Martin von Wachter von der Psychosomatischen Klinik aufgebauten Netzwerk dagegen koste weniger als die Hälfte.
Hilfe und mehr Info unter Tel. (07361) 59060 oder www.mein-neo.de
© Schwäbische Post 09.05.2009, Anke Schwörer-Haag